3. Schnellbootgeschwader

 

Am 1. Oktober 1957 wurde das

in Flensburg-Mürwik aufgestellt. Die Palme und eine stilisierte Sanddüne (nicht Wasser wie in manchen Darstellungen) im Wappen das Geschwaders weisen auf den Mittelmeereinsatz der 3. Schnellbootflottille im 2. Weltkrieg hin.

Wenige Wochen danach wurde bereits am 16.11.1957 der "Jaguar" als erstes Boot vom Typ 140 in Dienst gestellt, eine Neukonstruktion unter Berücksichtigung der Erfahrungen des 2. Weltkrieges.

Bis Mitte 1959 folgten die anderen 9 Boote Iltis, Leopard, Luchs, Wolf, Tiger, Panther, Löwe, Fuchs und Marder. Als Versorger für das 3. SG diente der Tender "Rhein".

Unmittelbar nach der Indienststellung nahmen Jaguar und die ersten Folgeboote (noch ohne Geschütze und Ausrüstung wie Radar und Koppeltisch) bereits an den ersten Manövern der Nato teil. Geschwaderausbildung, Gefechtsabschnitte und NATO-Manöver wie Bold Game und Auslandsreisen bestimmten, wie auch später bei den anderen Geschwadern, das Bild der Ausbildung. Die ersten Reisen führten nach Chatham, Visby, Cherbourg und Brest.

Das Einsatzgebiet des 3. Schnellbootgeschwaders waren die Ostsee und Ostseezugänge (worunter auch das Gebiet der Belte und des Sundes fällt), die dänischen und norwegischen Gewässer sowie die Nordsee. Außerdem gehörten noch die Küsten der NATO-Partnerstaaten wie z.B. Frankreichs dazu. Die wichtigsten Häfen, die bei den Übungen und Manövern in den ausserheimischen Gewassern besucht wurden, sind La Pallice, Cherbourg, Brest und Lorient in Frankreich, Portland und Portsmouth in England, in Norwegen Stavanger und Oslo sowie Kopenhagen in Dänemark. Im Verteidigungsfall hatte das Geschwader die Aufgabe der Aufklärung des Seegebietes, Bekämpfen von Überwassereinheiten, Abwehr von Landungsverbänden, Sicherung von Minenlegeoperationen und Minenlegen.

Bei der Durchführung dieser Aufgaben werden die Boote durch den Tender "Rhein" unterstützt. Dieses Versorgungsschiff ist mit seinen Betriebsstoffvorräten und seinen gut ausgestatteten Werkstätten zur Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit unerläßlich.

Mit Einführung der neuen Boote vom Typ 148 erfolgte 1971 der Wechsel der noch nicht so abgefahrenen Boote Tiger, Iltis, Wolf und Löwe zum 5. SG. Im Tausch dafür kamen vom 5. Schnellbootgeschwader die Boote Weihe, Pinguin, Reiher und Kranich. Sie sollten, zusammen mit den verblieben Booten des 3. SG, als erste ausser Dienst gestellt werden. Die schon bestehenden Patenschaften gingen in der Regel mit den Booten zu dem neuen Geschwader.

Ab 1972 begann dann die Umrüstung auf die neuen Flugkörper-Boote. Am 30. Oktober 1972 wurde "S 41" als erste der anfänglich nur als 148er bezeichneten Einheiten in Dienst gestellt. Die Boote wurden in Frankreich (später auch teilweise auch bei der Lürssen Werft) gebaut. Dafür gingen die Jaguar-Boote nach und nach ausser Dienst. Anfänglich waren die neuen Boote nur mit Nummern (S 41 - S 50) bezeichnet, auf Wunsch der Truppe wurden jedoch im Dezember 1981 die alten Namen wieder aktiviert und mit den bisher geführten Nummern (z.B. "S 41 Tiger") verbunden. Die Klasse wird daher auch als Tiger-Klasse bezeichnet. Bis zum März 1974 war die Umstellung abgeschlossen und alle 10 neuen Boote in Dienst.

Mit dem Waffensystem MM 38 EXOCET stand der Schnellboot-Waffe erstmals ein FK-Waffensystem zur Verfügung, das gegenüber der bisherigen konventionellen Bewaffnung mit Torpedos und leichter Flak (4 cm) eine erhebliche Kampfwertsteigerung darstellte. Damit konnte man endlich den bereits in großer Zahl vorhandenen FK-Schnellbooten des Warschauer Paktes Paroli bieten.

1982 erfolgte die Umrüstung auf das Datenverarbeitungssystem PALIS (Passiv-Aktiv-Lageinformationssystem), womit der Datenaustausch sowohl untereinander als auch mit den neuen Booten der Klasse 143 (2. SG) und 143a (7. SG) möglich war und einen zusammenfassenden Einsatz der Waffensysteme erlaubte.

1990 begann die Asbestsanierung, teilweise kombiniert mit der Modernisierung der Feuerleitanlagen (Castor und Triton Golf) sowie bei 5 Booten mit der Ausrüstung einer modernen Anlage für die Elektronische Kampfführung (OCTOPUS).

Aufgrund der veränderten gesamtpolitischen Lage und der Reduzierung der Bundeswehr auf 370 000 Mann wurde auch die Marine verkleinert und als erstes Boot der noch nicht asbestsanierte S 42 Iltis am 15.10.1992 außer Dienst gestellt. In den Jahren 1997 und 1998 folgten S 49 Wolf, S 41 Tiger und S 43 Luchs. Alle drei Boote wurden an Chile abgegeben.

Durch die veränderte politische wie strategische Lage ging es jetzt in vorher verschlossene Bereiche wie polnische Häfen oder Gegenden weit ausserhalb der bisher befahrenen Gebiete wie Ibiza, Korsika und Monaco. In der neuen Lage war aber auch ein reduzierter Bestand an Schnellbooten und eine neue Struktur vorgesehen. Der Stützpunkt Flensburg wurde daher am 30. September 1998 vom Befehlshaber der Flotte in einer feierlichen Musterung in Anwesenheit vieler Ehemaliger nach 41 Jahren aufgelöst.

Die verbleibenden Boote S 45 Leopard, S 46 Fuchs, S 47 Jaguar, S 48 Löwe und S 50 Panther des 3. SG wurden nach Olpenitz zum 5. SG verlegt. Dort bildeten sie mit den noch in Dienst befindlichen S 55 Alk, S 56 Dommel, S 57 Weihe, S 58 Pinguin und S 59 Reiher den neuen Geschwaderverband von 10 Booten bis auch die letzten "Tiger" am 16. Dezember 2002 ausser Dienst gestellt wurden.

Heute bietet der ehemalige Stützpunkt als Marina "Sonwik" Liegeplätze für Sportboote. Über eine WebCam kann man ihn sich betrachten.

 

 

Home

© 2004 by Hans-Joachim Kasemir